E = mc2 oder wf2 = Ö
Von Udo Simon, Vorsitzender des Stiftungsrats der sanoris Stiftung
Bereits in der speziellen Relativitätstheorie zeigt sich, dass Masse und Energie letztendlich dasselbe sind. Jeder herkömmlichen Energieform entspricht eine Masse - wer einem Körper Wärmeenergie zuführt, der erhöht damit auch seine Masse. Bereits aufgrund ihrer Masse wohnt Materie eine große Energie inne die, beispielsweise wenn ein Teilchen auf sein Antiteilchen trifft und die beiden sich in einem Blitz elektromagnetischer Strahlung vernichten, komplett in andere Energieformen umgesetzt werden kann.
Wenn man der Wissenschaft (w) durch Forschung (f2) neues Wissen zuführt, erhöht sich die Masse des Wissens. Der Masse des Wissens wohnt eine enorme Energie inne. Treffen nun bestimmte Wissensteile aufeinander entsteht eine (Gedanken-)blitzartige Wissensentladung, die beispielsweise in die Energie der Ökonomie (Ö) münden kann.
Es ist schon kess, wenn man Albert Einsteins Relativitätstheorie derart missbraucht. Aber Albert Einsteins Ausspruch „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt“ lässt diese phantasievolle Umwandlung zu.
Spannend wird es, wenn Phantasie zur Realität wird. Hier am Beispiel Novosibirsk/ Nürnberg: Was bedeutet das für die Verbindung des Koch-Metschnikow-Forums (KMF) und der sanoris-Stiftung, Novosibirsk, Nürnberg?
Das Wissenspotential (w), das zwischen den deutschen und russischen Forschungseinrichtungen (f) z.B. durch die Klammer des KMF zusammengehalten wird, möchte frei werden (zu Ö). Es bedarf aber eines Katalysators. Den hat das KMF mit einer neuen „Sektion Medizintechnik“ geschaffen. Geleitet wird diese Sektion von einem – wie könnte es anders sein – Physiker, Dr. Jörg Ströbel, Vorstand der sanoris-Stiftung und Mitglied im KMF. Die sanoris-Stiftung ist in Nürnberg angesiedelt, das Berliner KMF steht in engster Beziehung zu Novosibirsk.
Novosibirsk, eine Stadt voller Wissens- und Tatendrang. Eine Stadt, die sich anschickt moderne, sinnvolle Einrichtungen ihren Bürgern zu Gute kommen zu lassen. Eine Stadt, die eine optimale Versorgungsstruktur insbesondere im Bereich des Gesundheitswesens schaffen möchte, weil die Verantwortlichen der Stadt und der Oblast wissen: „Die Gesundheit der Bevölkerung ist der Spiegel des Sozialwesens“.
Nürnberg und die Europäische Metropolregion Nürnberg (EMN) sind ein Standort für praktische Medizinkompetenz und Medizintechnik: Der Gesamtumsatz der Pharma- und Biotechnologieindustrie und der Medizintechnik in der Europäischen Metropolregion Nürnberg wird auf über 5 Mrd. Euro geschätzt. Circa 16.000 Beschäftigte arbeiten in 180 dedizierten Medizintechnik-Unternehmen, das entspricht 9,4% aller medizintechnischen Beschäftigten in Deutschland. Dazu kommen weitere ca. 45.000 Beschäftigte in 500 medizin-relevanten Betrieben. Betrachtet man über die Medizintechnik hinaus auch Gesundheitsdienste, Pharmazie, Ernährung und Sportartikel, so sind im Kompetenzfeld Medizin und Gesundheit in der EMN insgesamt rund 120.000 Fachkräfte beschäftigt.
Die Stadt Nürnberg hat Interesse an einer Zusammenarbeit im Bereich der Wirtschaft. Ziel ist es, sich in Novosibirsk und später in Nürnberg über die möglichen Ansatzpunkte von Unternehmenskooperationen auszutauschen und Kooperationsbereiche zu identifizieren. Solche Kooperationsbereiche können die Infrastrukturen von Messe, Logistik und Flughäfen betreffen, oder auch Kammern und Branchenverbände und natürlich auch die projektbezogene Zusammenarbeit von Unternehmen selbst.
Die Stadt Nürnberg hatte die Freude, am 11.04.2011 eine hochrangige Delegation aus der Stadt und Region Novosibirsk unter der Leitung des Vizebürgermeisters für Soziales und Leiter des Departments für Sozialpolitik, Herrn Dr. Lvov, offiziell zu empfangen.
Schwerpunkt der Delegation war der Bereich Medizin und Medizintechnik. Auf deutscher Seite waren Professor Dr. med. Dr. h.c. Helmut Hahn vom Koch-Metschnikow-Forum und der Vorsitzende des Stiftungsrats der Sanoris-Stiftung, Udo Simon, organisatorisch und fachlich eng eingebunden. Die offizielle Begrüßung der Stadt Nürnberg erfolgte durch den für das Gesundheitswesen zuständigen Vizebürgermeister Dr. Peter Pluschke.
Der Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg, Herr Dr. Roland Fleck, hat im Vorfeld dieses Delegationsbesuches mit Professor Dr. med. Dr. h.c. Helmut Hahn am 29.03.2011 dieses Treffen in Nürnberg vorbereitet und thematisch definiert.
Die Nürnberg-Delegation, die am Kongress des KMF am 14./15. Juni teilnimmt, wird an einem „Runden Tisch Gespräch“ Vertreter der Stadt Novosibirsk treffen. In diesem Gespräch, das durch die Teilnahme von Herrn Dr. Ingo Friedrich, Vizepräsident des Europäischen Parlaments (ret.) und Präsident des Europäischen Wirtschaftssenats (EWS), ein besonderes Gewicht bekommt, sollen die zu schaffenden Strukturen gemeinsam entwickelt werden, um die Maßnahmen zu Kooperationen im Kompetenzfeld der Medizin und Medizintechnik zu besprechen und die gegenseitigen Erwartungen zu verdeutlichen.
Die sanoris-Stiftung unterstützt dieses partnerschaftliche Vorhaben. Vor allem aber durch die Schaffung eines Arbeitskreises, der sich in erster Linie aus Unternehmern der EMN bildet. Diese Unternehmen verfolgen zwei Ziele: Zum einen interessiert sie der Zugang zum russischen Markt, zum anderen wollen sie in bestimmten Bereichen in Russland, vorzugsweise im Oblast Novosibirsk, produzieren.
Hierzu ein Beispiel: ein deutsches, mittelständisches Unternehmen verkauft ein patentgeschütztes Produkt im Bereich der Raumhygiene (Raumluftreinigung) derart erfolgreich, dass es zur Befriedigung der Nachfrage dringend Produktionspartner sucht. Die Expertise von russischen Firmen auf dem Gebiet des Anlagenbaus richtet den Fokus auf Novosibirsk. Aufträge für russische Partner setzen aber einen Austausch von Mitarbeitern voraus, um das Bewusstsein und das Verständnis für europäische Qualitätsstandards zu wecken.
Die sanoris-Stiftung entwickelt Hand in Hand mit dem Wirtschaftsreferat der Stadt Nürnberg den Dialog mit der Stadtverwaltung von Novosibirsk. Eine Einladung des Wirtschaftsreferenten der Stadt Nürnberg an den Gouverneur der Oblast Novosibirsk, Herrn Jurchenko, und den Bürgermeister der Stadt, Herrn Gorodezky, zur Eröffnung des weltberühmten Nürnberger Christkindelsmarktes im November wird im Rahmen der KMF Konferenz überreicht.
Zum Abschluss noch ein Zitat von Albert Einstein, das als Motto für die Zusammenarbeit gelten soll: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben”.