Von Alexej Petrenko (MPH), freier Mitarbeiter im Koch-Metschnikow-Forum
Die Masterarbeit hat die russisch-deutsche Interaktion beim Aufbau des Gesundheitswesens in der sowjetischen Besatzungszone (1945-49) zum Gegenstand. Ausgehend von der Diskussion um eine "Sowjetisierung" des Gesundheitswesens in SBZ wird der Frage nachgegangen, inwieweit Struktur und inhaltliche Schwerpunktsetzung des sowjetischen "Semaschko-Modell", die z. T. auf deutschen Traditionen der Sozialhygiene basierten, in der Besatzungszeit nach Deutschland "zurück-exportiert" und in der SBZ/DDR eingeführt wurden.
Das Thema ist doppelt bedeutend: Erstens aus der Sicht der sich derzeitig intensivierenden Kooperationen in der Medizin innerhalb der deutsch-russischen Modernisierungspartnerschaft. Zweitens aus der deutschen Public-Health-Perspektive, da im letzteren Kontext z. Zt. eine Reformierung der Strukturen gesundheitlicher Versorgung diskutiert wird, wie z.B. die Überwindung der Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung.
Die Masterarbeit basiert auf Originaldokumenten der Abteilung Gesundheitswesen der Sowjetischen Militäradministration, sowie auf den neuesten Untersuchungen von deutschen und russischen Wissenschaftlern zu diesem Thema. Der methodische Zugang ist interdisziplinär und in der Geschichtswissenschaft wie auch der Gesundheitssystemforschung bzw. in Public Health verortet.
Die Hypothese dieser Arbeit ist, dass die Sowjets sich bei der Gestaltung des Gesundheitswesens in der SBZ auf deutsche Traditionen beriefen und in ihrer Politik hiervon auch motiviert wurden, aber gleichermaßen auch im aufrichtigen Glauben an die Fortschrittlichkeit des sowjetischen Gesundheitssystems handelten und sich auf sowjetische Traditionen bezogen.
Die Untersuchung zeigt, dass die deutschen Public Health- und Gesundheitsmanagement-Spezialisten bei ihrem Versuch einer Modernisierung des deutschen Gesundheitssystems sowie beim Lösen von einigen seiner systemischen Probleme die Geschichte des DDR-Gesundheitssystems mit berücksichtigen.